Campus | Das Dorf Paretz
Noch heute prägt eine Idee aus der Zeit um 1800 das Ortsbild des 15 km westlich von Potsdam gelegenen Dorfes: Das Schöne sollte mit dem Nützlichen verbunden werden. Das hieß zugleich Abkehr von einer höfischen, prächtig-protzigen Kulisse und Hinwendung zu einem eher bürgerlich anmutenden, schlichten Stil. In diesem Sinne beauftragte Friedrich-Wilhelm III vor gut 200 Jahren den Architekten David Gilly, in Paretz ein Musterdorf mit „Königlichem Landhaus” und einer wirtschaftlichen tragfähigen Landwirtschaft zu errichten. Er baue für einen armen Gutsherrn, ließ er Gilly wissen.
Der Architekt, Lehrer des großen preußischen Baumeisters Karl Friedrich Schinkel, und sein Sohn Friedrich gaben der Idee eine architektonische Form. Sie entwarfen Schloss, Scheunen und Bauernhäuser im frühklassizistischen Stil. Kirche und Schmiede des Haveldörfchens erhielten eine neugotische Fassade. Der Kronprinz und spätere König schuf damit einen Rückzugsort für sich und seine Frau, Königin Luise. In Paretz fühlten sie sich als Teil der Dorfgemeinschaft und feierten, wie Chronisten beschreiben, mit den Dorfbewohnern gemeinsam das Erntefest.
Heute ist Paretz historischer Ortsbereich der Gemeinde Ketzin, der als Ensemble denkmalgeschützt ist. Die Erinnerung an die besondere Geschichte des Ortes ist hier nach wie vor lebendig. Viele Menschen und Vereine im Dorf engagieren sich für die Bewahrung des kulturellen Erbe und für ein reiches aktives Dorfleben.
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